Rosemarie Auer, eine außergewöhnliche Frau ist von uns gegangen.
Im Anschluß finden Sie einige Artikel über Rosmarie Auer. Um die Schrift zu vergrößern, können Sie Strg und + gleichzeitig drücken. Ein einmaliges Klicken auf den roten Balken öffnet ihn, ein weiteres Klicken auf den Balken schließt ihn wieder.Trauerrede von Herrn Peter Borel
Lieber Herr Auer,
liebe Kinder und Enkelkinder, liebe Freunde und Mittrauernde
Vor 2 Monaten durfte Rosmarie Auer noch ihre Ehrung miterleben, jetzt müssen wir uns schweren Herzens von ihr verabschieden.
Der Verlust für den Förderverein ist noch gar nicht richtig begreifbar. Der alte Friedhof war Rosmaries Herzensangelegenheit, für ihn hat sie gekämpft und zum Glück durfte sie miterleben, wie ihr Kind nach einer etwas schwierigen Geburt wuchs und gedieh.
Als Rosmarie Auer 1960 ihre Stelle als Stadtarchivarin in Lindau antrat, wohnte sie eine Zeitlang genau gegenüber vom Friedhof, und da war es um sie geschehen. Der Gedanke, wie dieser geschichtsträchtige Friedhof vor sich hin schlummerte und mehr und mehr verfiel, schmerzte sie in der Seele und ließ sie nicht mehr los.
Erst Ende der 90er Jahre konnte sie die nötigen Mitstreiter finden, die ihr halfen, diese Kleinod vor dem Verfall zu bewahren. Sie war es, die nach gründlichen Recherchen die Geschichte dieses Denkmals und damit seine Kostbarkeiten den Lindauern näher brachte. Ihre Schrift über den Alten Friedhof ist ein wichtiges Standardwerk mit wissenschaftlichem Anspruch. Mit ihren Aufsätzen machte sie das Lindauer Kleinod im süddeutschen Raum bekannt. Bereitwillig zeigte die begnadete Gästeführerin ihr Kind Fremden wie auch Einheimischen bei vielen Gelegenheiten. All mein Wissen habe ich von ihr, und bei jeder Führung erfuhr ich wieder eine neue Geschichte dazu. Sie war sich auch nicht zu schade, am Ende jeder Führung die Hand aufzuhalten und um Spenden zu bitten, nicht für sich, sondern nur für den Alten Friedhof
Sie war es, die ungeduldig und kämpferisch den Förderverein zur Gründung führte, das war Anfang 2003. Der 1. Vorsitzende Klaus Henninger, Altlandrat, bezeichnete sie liebevoll als “Urmutter des Vereins”. Sie war es, die bei Verhandlungen mit der Stadt und anderen Behörden unser Anliegen befeuerte. Sie war es, die unsere grüne Mannschaft beim Kampf gegen den Efeu sachkundig antrieb. Sie war es, die nimmermüde dringende Sanierungsmaßnahmen so lange anmahnte, bis sie erledigt waren. Es war ihr wichtig, den verdienten Lindauern, die die Stadtgeschichte geprägt haben, wieder eine würdige Grabstätte zu geben: Götzger, von Seutter, Heider, Naeher, nur um ein paar Namen zu nennen
Im Vorstand war sie oft Ideengeberin, stets engagiert, selbst wenn die eine oder andere Sitzung dadurch länger dauerte. Ich sehe heute noch ihre strahlenden Augen, wenn sie vor dem Mikrofon oder vor laufender Kamera auf die ersten sichtbaren Sanierungserfolge hinweisen durfte. Rosmarie Auer war stets unsere historische Instanz.
In einer Hinsicht erlebten wir sie sogar “radikal”: Den Efeu, der an Mauern und Grabsteinen hochwuchs, bekämpfte sie bis “zur Wurzel”, unerbitterlich! Ihre Begründung: Pflanzen wachsen nach, Steine nicht.
Sie war es, die am Neuen Rathaus ein Rosengitter entdeckte, das nachweislich Teil des Naehergrabes war und auf ihre Initiative hin wieder zurückkehren wird. Leider wird sie es nicht mehr erleben. Sie war es, die von ihrem anderen Kind, dem ev. Heilig-Geist-Spital, eine Brücke zum Alten Friedhof schlug: Das Hospital erwarb ein neues Grab und schenkte dafür der Ulrichs-Kapelle das ehemalige Hospitalglöckle. Dieses Glöckle wird ihr nachher auf ihrem letzten Weg läuten. Es war wohl auch ein Dankeschön für die Verdienste um das Hospital, zuletzt für ihr letztes großes Werk “das Lindauer Hospital”.
Trotz ihrer Erkrankung kämpfte sie unentwegt: nicht nur gegen das Schwinden ihrer Kräfte, sondern gleichzeitig auch weiter für ihre Kinder, den Alten Friedhof und das Hospital. Zuletzt lief ihr auch noch das Rainhaus zu. Ihre Disziplin und ihre Energie, nicht zuletzt ihr Kampfgeist werden für uns immer Maßstab sein.
Mein Fazit: Ohne Rosmarie Auer gäbe es den Förderverein nicht, und ohne sie wäre der Alte Friedhof nicht in dem Zustand, wie es heute der Fall ist.
Liebe Rosmarie, wir fühlen uns Deinem Wirken verpflichtet und werden es, so gut wir können, fortsetzen. Und noch eines versprechen wir Dir: Wir werden es nicht zulassen, dass ein Efeupflänzchen sich an Deinem Grab zu schaffen macht.
Dein Name wird ewig mit dem Alten Lindauer Friedhof verbunden bleiben!
Lindauer Zeitung 08.10.2014
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Wir trauern um Rosmarie Auer
Am 3. Oktober verstarb Rosmarie Auer nach langer schwerer Krankheit. Der Vorstand und alle Mitglieder des Vereins trauern über diesen herben Verlust.
Rosmarie Auer stieß die Gründung des Vereins an und war von Anfang an ein unermüdlicher Motor, wenn es darum ging, den Alten Friedhof vor dem Verfall zu bewahren. Ihr Wissen mitsamt ihrem Engagement brachte den Alten Friedhof wieder in die Herzen der Bürger: Ihre Vorträge, Schriften und Führungen werden weit über Lindau hinaus unvergesslich bleiben.
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Zeitungsartikel zur Verleihung des Bundesverdienstkreuzes 11.8.2014